Hochtouren in den Urner Alpen


2015 – Hochtouren

Hochtouren in den Urner Alpen

Am 8. August 2015 trafen sich nach langer Autofahrt 7 Bergfreunde der Sektion in Gadmen im Haslital, um eine Woche in den Urner Alpen zu verbringen. Das Gebiet liegt zwischen den Pässen Grimsel und Susten in der Zentralschweiz. Mit leichter Verspätung begannen wir (Isabelle, Marion, Ingrid, Daniel, Matthias, Bernhard und Norbert) mit dem Zustieg zur Voralphütte unmittelbar an der Passhöhe des Sustenpasses.

Mit 5 Stunden Gehzeit und T5 war dies für uns, die wir bereits um 4:00 Uhr im Münsterland aufgebrochen waren, eine herausfordernde Aufgabe, die wir nach ca. 5 Stunden noch vor Einsetzen des angekündigten Regens meisterten. Die freundliche schweizer Gastlichkeit in der Hütte sorgte noch für einen schönen Hüttenabend. So konnten wir am nächsten Morgen um 6:00 Uhr einigermaßen frisch die 2. Etappe in Angriff nehmen. Ziel des Tages waren der Übergang über die Chelenalplücke und Sustenlimi zur Tierberglihütte, möglichst noch mit Besteigung des Sustenhorns.

Über den Gletscher erreichten wir dann auch recht zügig den Fuß derLücke, doch schon beim Anblick des Bergschrundes und der Felsen war klar, dass die letzten 50 Höhenmeter keine leichte Aufgabe werden würde. So dauerte es dann auch geschlagene 2 Stunden, bis wir mit Hilfe eines Fixseiles und erheblicher Kraftanstrengung die Höhe der Lücke erklettert hatten. Der Aufstieg am Fixseil war vergleichbar mit einem Klettersteig Schwierigkeit D. Der Abstieg von der Lücke und der Übrgang über die Sustenlimi zum Steingletscher war dann gottlob unproblematisch. Allerdings verschlechterte sich das Wetter zusehends, sodass kein Gedanke mehr auf die Besteigung des in Wolken befindlichen Sustenhorns verschwendet wurde. Durchnäßt vom Regen erreichten wir am Nachmittag die Tierberglihütte.

Auch auf der Tierberglihütte, die wunderschön auf einem Felshöcker über dem mächtigen Steingletscher liegt, wurden wir sehr herzlich empfangen und bewirtet. Der Hüttenwirt machte vor dem Abendessen noch eine kurze Ansprache mit Vorstellung der Gäste, begleitet von einem Aperitiv zum gemeinsamen Zuprosten.

Am nächsten Morgen stand der Wecker wieder auf 4:45 Uhr und nach dem guten Frühstück ging es zum Gwächtenhorn (davon gibt es in dem Gebiet zwei). Marion und Matthias hatten sich für einen Ruhetag entschieden. Das Wetter war auch  noch nicht wirklich einladend, aber zu fünft starteten wir um 6:00 Uhr Richtung Gipfel. Nach Zustieg über den Gletscher geht es über einen Grat mit Kletterschwierigkeiten bis II zum Gipfel, den wir nach ca. 4 Stunden erreichten. Nebel und starker Wind hatten uns zwischenzeitlich zu schaffen gemacht. Der Abstieg war dann problemlos und sogar von gelegentlichem Sonnenschein begleitet.

Für den Folgetag stand dann der Übergang zur Trifthütte auf dem Programm. Der Wecker war wieder auf 4:45 Uhr programmiert und so ging es dann um 6:00 Uhr los. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir zunächst den Vorder Tierberg ersteigen, um dann über das wilde und düstere Tal „Zwischen Tierbergen“ über steilen Firn und Gletscher in grüne und sonnige Tal der Trift abzusteigen. Nach ausgiebiger Rast mit Blick auf den Gletscherbruch und die Bergkulisse kam noch der aussichtsreiche T4-Hüttenweg mit spannenden Bachüberquerungen und kettengesicherten Felspassagen. Auf der Trifthütte wurden wir mit einem Willkommensdrink empfangen. Sowas hatten wir auch noch nicht erlebt.

Auf der familiär geführten Trifthütte wollten wir 3 Nächte bleiben, sodass wir uns etwas häuslich einrichten konnten. Der neue Waschraum wurde reichlich in Anspruch genommen. Am nächsten Tag hatten wir wieder tolles Wetter und konnten von der Hütte das zweite Gwächtenhorn (Trift) und das Triftstöckli besteigen. Beeindruckend dabei waren die großen Gletscherflächen und die noch sehr ausgeprägten Brüche und Spaltenzonen, aber auch die grandiose Aussicht in die Berner Alpen und zum Dammastock.

Am Donnerstag stand dann der Maasplanggstock auf dem Programm. Über einen beeindruckenden Felsgrat mit leichter Kletterei und kurz über Gletscher ging es hinauf in ein Joch. Beim Anblick des dann folgenden gezackten Gipfelgrates haben Matthias und Isabelle schon gleich abgewunken. Wir übrigen haben dann unser Glück versucht, aber die Kletterei im oberen II. Grad bei extrem brüchigem Fels hat uns dann auf halber Strecke zur Umkehr veranlaßt. Gemeinsam führte unser Weg dann steil über den Gletscher hinunter Richtung Hütte. Der Abstieg über einen Seitenarm des Triftgletschers führt mitten durch einen Gletscherbruch mit riesigen Spalten und Seracs sowie über eine sehr abenteuerliche Schneebrücke. Zuletzt ging es dann noch über steiles Eis hinab. Auch ohne Gipfel war dies ein sehr erlebnisreicher Bergtag.

Am Morgen unseres letzten Tages ging der Wecker wieder um 4:45, doch brauchten wir nicht aufzustehen, denn draußen tobte unüberhörbar ein Unwetter mit Sturm und Gewitter. Wir vertagten daher das Aufstehen auf 6:45. Das Gipfelziel für diesen Tag mußte ausfallen und wir gingen bei starkem Sturm und später auch Regen den Abstieg über den anspruchsvollen Hüttenweg an. Ein Höhepunkt dieses Hüttenweges ist die Triftbrücke, eine Hängebrück mit 170m Spannweite über der Schlucht des Triftbaches. Nach einer letzten Nacht auf der Windegghütte traten wir die Heimreise an.

Das anspruchsvolles Bergsteigen auf den (noch) großen Gletschern, die schönen Gipfel und nicht zuletzt die gastlichen Hütten werden allen noch lange in Erinnerung bleiben.

Nobert Siegel


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