Die historische Via Claudia Augusta verband den Adriahafen Altinum mit der Donau. Der heutige Wanderweg ist ca. 580 km lang, startet in Landsberg am Lech und endet am Castelbrando (bei den historischen und technischen Angaben beziehen wir uns den Reiseführer Via Claudia Augusta von Christian Tschaikner). Teilweise führt der Wanderweg über die originale Trasse aus Römertagen.
Wir haben uns ein 234 km langes Teilstück vorgenommen und sind in dreizehn Etappen von Füssen nach Meran gelaufen. An- und Abreise erfolgten umweltverträglich mit der Bahn. Da wir kurz nach Pfingsten (während der Pfingstferien) gestartet sind, haben wir unsere Übernachtungen in kleinen Pensionen und Hotels vorab gebucht. Dadurch waren die täglichen Etappen definiert – diese lagen zwischen 18 und 25 km. Da es viel zu sehen gibt, macht es durchaus Sinn, die Etappen nicht allzu lang anzulegen, um Zeit für die obligatorischen Fotostopps und Besichtigungen zu haben.
Die Route ist touristisch (sehr) gut erschlossen, bietet aber durchaus auch etwas „wildere“ Passagen. Aber: Wem die Puste ausgeht, der hat die Möglichkeit, per Bus, Bahn oder Taxi abzukürzen. Die Route ist nicht so gut ausgeschildert wie zum Beispiel die Jakobswege, sodass bei unserer Wanderung neben den guten Karten/Beschreibungen im Reiseführer auch Komoot und alpenvereinaktiv (und manchmal einfach ein gutes Gespür) zum Zuge kamen. Auf alle Fälle ist die Via Claudia Augusta eine super, leicht zu gehende Strecke, auf der man herrlich entspannen kann.
Unsere erste Etappe führte uns von Füssen (am Lechfall vorbei) über Reutte bis zur Ruine Ehrenberg, weil wir dort unbedingt noch die Hängebrücke Skyline179 und die Burgruinen begehen/besichtigen wollten.
Weiter ging es am nächsten Tag bei Dauerregen zum Heiterwanger See und dann nach Leermoos in der Zugspitzarena (übernachtet haben wir mit Zugspitzblick). Nächstes Ziel: Nassereith. Den Ort, der am Beginn des Gurgltals liegt, erreichten wir über die alte Fernpasshöhe (etwas höher als die bekannte Passstraße), über die schon die Römer gingen, vorbei an Weißensee, Blindsee und dem Fernsteinsee. Die nächste Etappe nach Imst verläuft dann über weite Strecken auf der Originaltrasse der Via Claudia Augusta.
Durch das Inntal wanderten wir nach Landeck, unserem nächsten Etappenziel. Der Weg führte uns durch die Milser Au (die größte noch erhaltene Aulandschaft), über die Ruine Kronburg (unterhalb Gasthof Kronburg, neben einer Wallfahrtskirche) und Zams ins Stadtzentrum von Landeck. Zum Start der sechsten Etappe ging es erst mal bergauf auf die Fliesser Platte; hier finden sich noch Radspuren aus der Römerzeit. Über Fließ (mit dem Dokumentationszentrum Via Claudia Augusta – leider geschlossen) ging es wieder talwärts, um über die Pontlatzbrücke den Inn zu queren. An der Stelle der heutigen Brücke soll es bereits zur Römerzeit eine Brücke gegeben haben. Über Prutz mit der Sauerbrunnenquelle (hier gibt es tatsächlich saures Wasser, das man in einem kleinen Quellunterstand probieren kann – der Geschmack ist aber gewöhnungsbedürftig) und Ried mit Schloss Siegmundsried führte die Tour nach Tösens, wo wir Quartier hatten. Die nächste Etappe nach Nauders hatten wir etwas kürzer geplant, weil wir in stetem Bergauf und Bergab 880 Höhenmeter zu bewältigen hatten und mit Altfinstermünz, einer alten Festungsanlage in der Finstermünzschlucht, ein Besichtigungs-Highlight auf uns wartete.
Die folgende Etappe hatten wir schon oft per Auto gemacht, wenn wir nach Südtirol gefahren sind: Über den Reschenpass ging es endlich nach Italien, der Sonne entgegen; immer am Reschensee entlang (leider war der See wegen Straßenbauarbeiten fast ohne Wasser) führte der Weg nach St. Valentin a. d. Haide am Haidersee. Hier legten wir einen Pausentag ein – mit einem faszinierenden Blick auf die schneebedeckte Ortlergruppe.
Etappe 9 führte uns über die Malser Heide (dem größten Schuttkegel der Alpen), durch Burgeis (mit dem höchstgelegenen Benediktinerkloster Europas und der Fürstenburg), zum Teil über Waalwege an Glurns und Schluderns mit der Churburg vorbei. Im Tal und die Hänge hinauf erstrecken sich Obstplantagen und Weinberge. Ziel war der Ort Prad am Stilfser Joch. Am nächsten Tag ging es erst einmal steil bergauf, um wieder auf unseren geplanten Weg zu gelangen, der uns dann über Eyrs und Allitz (im Tal liegt Laas, bekannt für seinen weißen Marmor) nach Schlanders, unserem Etappenziel, führte. Unsere elfte Etappe sollte uns eigentlich über Kastelbell und an Schloss Juval (in dem sich ein Teil des Messner Mountain Museums befindet) vorbei nach Naturns führen. Leider regnete es so stark und unaufhörlich, dass es keinen Sinn machte, zu wandern, und wir stattdessen per Bahn zum Zielort fuhren.
Vorbei an der kleinen St.-Prokulus-Kapelle, der vermutlich ältesten Kirche des deutschsprachigen Kulturraumes (leider geschlossen), starteten wir unsere letzte Etappe. Über wunderschöne Waal- und Höhenwege ging es in das Meraner Becken; hier tauchten wir in das mediterrane Klima Südtirols ein. In Meran endete unsere erlebnisreiche Tour. Nach fünf Tagen Entspannung, mit kleinen Wanderungen, ging es schließlich ab Bozen mit dem Zug zurück nach Münster.
Alles in allem eine schöne Strecke mit viel Natur und Kultur. Da wir in der Zwischensaison gewandert sind, war es noch recht einsam. Leider waren dadurch aber auch viele Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand noch geschlossen, sodass wir unsere Wegzehrung immer mittragen mussten. Begeistert haben uns die vielen verschiedenen Landschaften und die große Anzahl kultureller und historischer Sehenswürdigkeiten.
Text: Volker Kespohl