© DAV Münster

Eine Besteigung des Teide

Unterwegs auf Teneriffa

06.02.2024

Wer die Insel Teneriffa (Kanarische Inseln) oder die direkten Nachbarinseln La Gomera, La Palma, El Hierro und Gran Canaria kennt, der hat ihn schon gesehen, El Teide, den höchsten Berg Spaniens. Er ist weithin sichtbar und überragt selbst seinen höchsten Nachbarn auf Teneriffa um ca. 1.000 m.

Sieht man diesen Berg als Bergsteiger, möchte man natürlich hoch. Es gibt eine Seilbahn, die bei ruhigem Wetter und wenig Wind den Anwärter auf 3.555 m hoch bringt. Danach ist es noch eine kurze Wanderung auf einem guten Weg, um zum Gipfel zu kommen. Voraussetzung ist hier aber ein Permit, also eine Erlaubnis, die von der Nationalparkverwaltung ausgestellt wird (kostenlos). Problem dabei ist, dass die Termine 2 - 3 Monate im Voraus ausgebucht sind. Ein weiteres Problem ist, dass das Permit für einen bestimmten Tag und eine bestimmte Uhrzeit (Zeitfenster von 2 Std.) gilt. Ist an dem Tag schlechtes Wetter (selten) oder die Seilbahn fährt nicht wegen starkem Wind (häufig), verfällt das Permit. Alternativ kann die Besteigung bei einem Veranstalter gebucht werden (im Preis von ca. 100 €/Person sind dann das Permit und zumeist auch der Transfer und die Seilbahn enthalten), der unter fachkundiger Führung die Besteigung durchführt.

Möchte man die Besteigung eigenständig machen und hat nicht entsprechend weitsichtig ein Permit beantragt und erhalten bzw. möchte die o. a. Probleme umgehen, gibt es aber auch noch eine Möglichkeit, auf diesen tollen Gipfel zu kommen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass vor 9.00 Uhr (Betriebsbeginn der Seilbahn) keine Kontrolle der Permits im Gipfelbereich durchgeführt wird. Von daher ist eine Besteigung davor ohne Permit möglich. Vor 9.00 Uhr muss man den Gipfelbereich verlassen haben. Das sollte unbedingt beachtet werden. Anders kann es teuer werden.

Nun zu der eigentlichen Besteigung. Diese beginnt am Parkplatz „Montana Blanca“ in etwa 2.300 m Höhe an der Straße, die über die Hochfläche (Caldera) um den Teide herum führt. Der Parkplatz ist recht klein. Ist man spät dran, kann es sein, dass er voll ist. Weitere Parkmöglichkeiten in direkter Nähe gibt es nicht. Es ist also mit deutlichem Mehr an Weg (10 - 15 Min ein Weg) zu rechnen.

Um die vorgenannten zeitlichen Rahmenbedingungen einzuhalten, ist es erforderlich, dass man um ca. 4.00 Uhr morgens, spätestens um 4.30 Uhr, am Parkplatz ist bzw. dann losgeht. Bis zum Gipfel müssen bei gutem Gehtempo ca. 3 - 4 Stunden eingeplant werden. Mit Gipfelrast (Fotos und Verpflegung) kann man es dann bis 9.00 Uhr, also bis die erste Gondel oben ist, wieder bis unterhalb des Gipfelbereichs schaffen. Zu beachten ist die große Höhe, die ggf. das Gehtempo bremst. Also Zeitpuffer einplanen!

Ich hatte bei verschiedenen Aufenthalten auf der schönen Insel den Teide bereits 2x eigenständig bestiegen. Nun, Mitte März 2022, wollte ich es wieder versuchen. Ich war soweit fit. Unser Domizil war in El Sauzal im Norden der Insel, nicht weit von Puerto de la Cruz. Die Fahrzeit von dort bis zum Parkplatz beträgt ca. 1 Std. Von anderen Standorten (z. B. Los Gigantes / Adeje) muss man ca. 10 - 15 Minuten länger rechnen. Ich bin um 3.30 Uhr losgefahren und war entsprechend um 4.30 Uhr am Parkplatz. Alle eingezeichneten Plätze waren besetzt. Ich konnte mein Fahrzeug aber noch neben die letzte Parkbucht quetschen, ohne mit dem Heck auf der Straße zu stehen bzw. das Einsteigen des Nachbar-PKW übermäßig zu behindern. Sollte also okay sein. Es war schönes, sternklares Wetter. Die Temperatur lag bei 3°. Ich war für den Aufstieg, den ich in flottem Tempo bewältigen wollte, nicht allzu warm angezogen (Fleecejacke). Ich schulterte also meinen kleinen Rucksack mit Getränk, Tourenproviant und noch einem Anorak, schaltete die Stirnlampe ein (leider kein Mondlicht) und lief los. Nach 400 Metern kommt man von der Straße bergauf auf die Ebene unterhalb des Montana Blanca. Hier blies mir ein starker bis stürmischer Wind entgegen, den ich am Parkplatz nicht bemerkt hatte. Ich kannte dieses Phänomen schon von früheren Aufstiegen und erhöhte mein Tempo, um warm zu bleiben. Leider hatte ich keine Handschuhe mit, so dass kalte Hände mein ständiger Begleiter wurden. Die Ärmel meiner Fleecejacke waren mein Handschuhersatz. Längere Fotopausen waren nicht drin, da mir nach wenigen Sekunden ohne meinen provisorischen Handschutz die Finger einfroren. Vor mir waren diverse Partien mit Stirnlampen unterwegs. Ich war anscheinend der letzte, der gestartet war. Der erste Teil des Aufstieges (ca. 4 km) besteht aus einem breiten Fahrweg mit leichter Steigung. Danach mündet dieser in einen Bergpfad mit vielen Kehren ein, der im Dunklen meist gut zu finden ist. Bei einigen kurzen Passagen ist etwas Orientierung notwendig. Die Steigung ist moderat, was natürlich mit mehr Weg einhergeht. Die Gesamtstrecke des Aufstiegs beträgt ca. 10 km.

Meine Hoffnung, dass der stürmische Wind sich im steileren Hang legt bzw. schwächer wird, erfüllte sich nicht. Aufgrund der größeren Steilheit des Weges blieb ich aber einigermaßen warm - bis auf die Hände. Ich konnte so auf einige Mitstreiter aufschließen und auch den ein oder anderen überholen.

Nach ca. 2.15 Stunden erreichte ich das Ref. Altavista, eine Berghütte in 3.260 m Höhe. Diese ist grundsätzlich das ganz Jahr über geöffnet und bietet 54 Schlafplätze. Reservierung ist erforderlich. Essen muss mitgebracht werden. Kaltgetränke gibt es im Automaten. Kochgelegenheit ist vorhanden. Als ich dort war, war die Hütte geschlossen. Warum konnte ich nicht erkennen. Möglicherweise war es auf Covid19 zurückzuführen. Wenn die Hütte geöffnet ist, kann das eine Alternative zum frühen Aufbruch sein, also nachmittags am Vortag zur Hütte und morgens am Folgetag auf den Gipfel. Der Aufstieg von der Hütte ohne Permit muss ebenfalls vor 9.00 Uhr abgeschlossen sein.

Schon vor Erreichen der Hütte begann es, Tag zu werden. Man sollte den Sonnenaufgang bzw. Tagesbeginn beachten. Der Sonnenaufgang am Gipfel ist natürlich ein besonderes Erlebnis. Auch im Aufstieg hat man vollen Blick auf das Morgenrot und den Sonnenaufgang. Imposant ist der Schatten, den der Berg bei tiefstehender Sonne (etwa 30 Minuten nach Sonnenaufgang) in die Atmosphäre wirft. Auch der Blick bei klarem Wetter auf bis zu vier Nachbarinseln ist sehr schön. In meinem Fall war das Wetter leider zu diesig, so dass nur La Gomera und La Palma schemenhaft zu sehen waren.

Ab der Hütte verläuft der gut angelegte Weg durch Lavafelder und in meinem Fall zu einem erheblichen Teil über Schnee. Der Schnee war firnig und gut auch mit meinen leichten Wanderschuhen zu begehen. Mein Stock hat mir hier allerdings gute Dienste erwiesen, um zusätzlichen Halt zu generieren. Als ich den Ringweg in Höhe der Seilbahn-Bergstation (3.500 m) erreichte, ging die Sonne auf. Aufgrund des noch immer starken bis stürmischen Windes zog ich auch noch meinen Anorak an und die Kapuze über die Mütze. Ein paar Fotos der aufgehenden Sonne konnte ich dann machen. Der Aufstieg zum Gipfel lag dann in der Sonne und war auch vom Wind her etwas ruhiger. Erst am Gipfel, den ich ca. 8.00 Uhr erreichte, war wieder stürmischer Wind. Eine längere Gipfelrast musste daher ausfallen. Schnell ein paar Fotos und wieder runter in den Windschatten. Am Gipfel waren nur wenige Mitstreiter. Einige kamen noch hoch, andere waren schon wieder im Abstieg. Ich schätze die Gesamtzahl der Aspiranten an diesem Tag auf ca. 25. Die Seilbahn fuhr an diesem Tag wegen des Windes nicht. Von daher hätte man sich auch mehr Zeit lassen können. Wenn die Seilbahn nicht fährt, kommt i. d. R. auch kein Ranger zum Kontrollieren hoch.

Der Abstieg verlief dann in der Sonne trotz Wind angenehm und recht zügig. Nach einer Rast an der Hütte (Windschatten) konnte ich sogar meine Kleidung erleichtern und den unteren Teil des Abstiegs in einem leichten Pulli bewältigen. Es wehte allerdings bis zum Schluss der starke Wind, aber etwas wärmer. Am Auto angekommen war es 10.00 Uhr. Sogar meine Finger waren wieder warm. Ich merkte allerdings deutlich die Anstrengung der letzten Stunden, die durch den permanenten kalten Wind noch erhöht wurde.

Es war wieder ein tolles Bergerlebnis. Die Besteigung, wie ich sie hier geschildert habe, kann ich sehr empfehlen. Im „Alpenvereinaktiv“ gibt es auch einen guten GPS-Track.

Text: Norbert Siegel