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Hochtouren um den Gemmipass

Auf der Grenze zwischen dem Wallis und dem Kanton Bern

29.03.2024

Lange war unklar, ob eine Bergtour in diesem Krisenjahr überhaupt stattfinden kann. Glücklicherweise hatte ich für die diesjährige Tour nur zwei Unterkünfte auf dem Plan, so dass die Kommunikation um das „Ob überhaupt“ und „Wenn ja, wie?“ mit den Unterkünften nicht allzu aufwändig war.

Nachdem die Lockdown-Phase und die generelle Reisewarnung aufgehoben waren, konnte ich so an die Detailplanung gehen und mit den Unterkünften das Prozedere besprechen. Außer der geringeren Hüttenbelegung (ca. 60 %) und den üblichen Hygienemaßnahmen wurde mir bestätigt, dass einer Durchführung meiner Tour wie geplant nichts im Wege stehen sollte. Einzig ein zusätzlicher Kopfkissenbezug gehörte pflichtgemäß neben dem Hüttenschlafsack in den Rucksack.

Unser Ziel war das Gebiet um den Gemmipass zwischen Leukerbad und Kandersteg auf der Grenze zwischen dem Wallis und dem Kanton Bern. Die Gemmi ist eine Hochebene (2.200 - 2.300 m) mit zwei Seen, die von stolzen 3.000ern wie dem Balmhorn, dem Rinderhorn und dem Wildstrubel eingerahmt wird. Gastliche Unterkunft bieten das Berghotel Schwarenbach und die Lämmerenhütte. Für einen leichten Zugang sorgen zwei Seilbahnen.

Bei schönstem Wetter konnten wir am Nachmittag unserer Ankunft zu acht Personen noch den Aufstieg durch das wilde Kandertal Richtung Schwarenbach (ca. 3 Std.) in Angriff nehmen, was eine gute Alternative zur Abkürzung mit der Seilbahn war. 

Die folgenden zwei Tage standen im Zeichen hoher Berge. Nach dem Frühstück um 4.30 Uhr ging es zunächst zum Rinderhorn (3.448 m). Die Tour entpuppte sich als technisch durchaus anspruchsvoll. Ein etwas unangenehmer Felsriegel und ein steiles Firnfeld waren zu überwinden. Bei herrlichem Wetter konnten wir vom Gipfel die Parade der Walliser 4.000er bis zum Matterhorn genießen. 

Am Folgetag bestiegen wir das Balmhorn, welches auch aufgrund der größeren Höhe (3.698 m) nochmals deutlich anspruchsvoller war. Das Wetter war nicht ganz so schön an diesem Tag mit der Folge, dass wir im Abstieg noch ein kurzes Gewitter und Regenschauer erleben durften. Am Schwarenbach schien dann wieder die Sonne und wir konnten noch eine Jause auf der Terrasse genießen.

Die weitere Woche verbrachten wir dann auf der Lämmerenhütte (2.507 m) oberhalb des Gemmipasses, von wo aus wir noch Großstrubel und Wildstrubel (beide ca. 3.250 m) mit ausgedehntem Gletscher, Schwarzhorn und Steghorn bestiegen. Einige Teilnehmer haben auch noch den Daubenhorn-Klettersteig, einen der längsten Klettersteige der Schweiz, begangen. Die übrigen Teilnehmer gingen an diesem Tag auf das Steghorn (3.146m), eine schöne, aber einsame Kraxeltour. Ein weiteres „Schmankerl“ war noch der Erlebnisklettersteig am Gemmipass. Dies ist eine Mischung aus Klettersteig und Hochseilgarten direkt an der Bergstation der Gemmi-Bahn von Leukerbad. 

Nach einer erlebnisreichen Woche schwebten wir dann alle gesund und munter mit der Sunnbüel-Seilbahn wieder ins Kandertal hinab. Trotz des etwas gemischten Wetters mit nachmittäglichen Gewittern bzw. Regenschauern hatten wir eine ausgefüllte Bergwoche in dem tollen Gebiet. Die Unterkünfte waren sehr gastlich mit gutem Essen und netten Wirtsleuten. Prädikat: Sehr empfehlenswert.

Text: Norbert Siegel