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Immer am Fluss entlang

Eine kleine Wandertour in der Bretagne

03.04.2024

Bereits seit vielen Jahren lausche ich gerne den Krimis von Jean-Luc Bannalec. Kommissar Dupin ermittelt nun bereits seit mehr als zehn Jahren in der ganzen Bretagne. Dabei geht es gefühlt weniger um die Aufklärung eines Falls als vielmehr um das Lebensgefühl und die Landschaft in der Bretagne. So taucht man als Hörer:in oder Leser:in tief in die Geschichte und die Mythen der Region am „Ende der Welt“ ein, schmeckt die Köstlichkeiten und träumt vom Farbenspiel des Meeres.

Ein Besuch der Bretagne war also längst überfällig. Zwar ist die Bretagne als Wanderziel vielleicht nicht so bekannt wie andere Regionen, aber auch hier gibt es zahlreiche Wege für Wanderer:innen und Radler:innen. Am bekanntesten ist vermutlich der Zöllnerpfad, der als GR® 24 mit mehr als 2.000 Kilometern einmal an der Küste der Bretagne entlangläuft. Auf einem kleinen Stück dieses Pfades wollten wir im Rekordsommer 2022 ebenfalls laufen. Und so haben wir uns für eine Strecke von Beg Porz am Bélon entlang mit einem Bogen durchs Hinterland und Rückweg an der Küste entschieden. Große Höhenmeter waren nicht zu erwarten, dafür ist die Mitnahme einer Badehose durchaus empfehlenswert. 

Zunächst geht es gemütlich von der Gorjen-Bucht am Ufer des Bélon entlang. Da gerade Ebbe ist, können wir die ausgedehnten Austernbänke bewundern und den Muschelsuchern – oft ganze Familien − beim Sammeln für‘s Abendessen zuschauen. Das Selbersuchen hat hier lange Tradition und ist eine beliebte Wochenendbeschäftigung. 

Weiter geht‘s in Richtung Port du Bélon. Wie ich erst später gelesen habe, sollen hier angeblich die weltbesten Austern gezüchtet werden. Immer noch ist Ebbe. Kaum vorstellbar, dass in ein paar Stunden alls wieder unter Wasser steht. Nun liegen die vielen kleinen, bunten Boote auf dem Trockenen und warten auf ihr Wiedererwachen. Alte Schiffwracks tauchen im mäandernden Flusslauf auf und zeigen die Macht des Meeres. Noch sind die Temperaturen unter dem Blätterdach angenehm. Das soll sich aber bald ändern als der Weg ins Landesinnere schwenkt. Wald und Wiesen wechseln sich ab. Guter Sonnenschutz ist hier ein Muss. Denn es ist einer der heißesten Sommer in der Bretagne. Mehr als 40 Grad sollen es in den nächsten Tagen werden. An unserem Wandertag waren es „nur“ so um die 28 Grad. Nach ein paar Schlenkern, da der Weg nicht immer eindeutig zu erkennen ist, leuchtet es dann plötzlich auf: das Meer. Ein strahlend hellblauer Himmel geht in ein azurblaues Meer über. Der Weg verläuft nun immer am Meer entlang. Kleine, wunderschöne Buchten tuen sich auf und locken den Wanderer in die kalte Flut. Die Buchten sind spärlich besucht, weil sie nur zu Fuß oder teilweise mit dem Fahrrad zu erreichen sind. Wir aber widerstehen dem An- und Ausblick und einigen uns auf ein kühles Bad am Ende der Wanderung. 

So langsam kommt nach zwei abwechslungsreichen Wanderstunden trotz kleiner Pausensnacks ein größerer Hunger auf. Es ist schließlich Mittagszeit. Wie gut, dass wir auf den „Plage de Kerfany“ zulaufen, einem kleinen familienfreundlichen Strand. Zwei kleine Restaurants laden mit ihren Terrassen und ihrem Blick auf‘s Meer zum Verweilen ein. Wir entscheiden uns für die L’Auberge de la Mer. Eine gute Wahl, wie das Zwei-Gänge-Menü beweist. Als Vorspeise gibt es die „weltbesten“ Austern aus der nahen Bélon-Bucht. Ein kühler Weißwein rundet das sehr leckere, aber leichte Mittagsmenü perfekt ab.

Frisch gestärkt nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff und laufen durch lichte Pinienwälder mit tollen Ausblicken wieder am Bélon-Fluss zurück. In den letzten Stunden hat die Flut die Bucht wieder mit Wasser gefüllt und statt Austernbänke sieht man nun zahlreiche Badegäste, die die Sonne genießen. Nach etwa drei Stunden sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt. Als Belohnung für diese tolle Tour wartet nun auch auf uns das glasklare Meer.

Text: Saskia van den Berg