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Trekking in Nepal

Tsum Valley und rund um den Manaslu

05.04.2024

„Wer kommt mit zum Manaslu nach Nepal?“ fragten im Frühjahr 2019 Klaus Tillmann und Tochter Carla unsere DAV-Bergsteiger-Truppe in Münster, die fast in jedem Jahr für eine Woche in den Alpen unterwegs ist. Bärbel und Siggi Landgraf, Hans-Lothar Voss und Hans-Dieter Barke sagten sofort zu - ebenfalls Magdalene Bödding und Rolf Henrichsen-Schrembs, die allerdings aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen mussten. 

Es wurden Air-India-Flüge von Frankfurt über Delhi nach Kathmandu gebucht  und Verbindungen zum Reiseveranstalter „Himalayan Waves Trekking“, die auch eine Niederlassung in München haben (HFT), hergestellt. Er sollte einen Reiseverlauf vorschlagen, Guides und Porter zur Verfügung stellen. (Klaus hatte bereits in den 90er Jahren angefragt und ein Trekking realisiert). Nach Ankunft in Kathmandu wurden alle Verabredungen mit dem Manager konkretisiert, außerdem lernten wir beide Guides Sadruram und Karna kennen, legten mit ihnen Details der nächsten drei Wochen fest. 

Als Reiseroute wurde zunächst die Busfahrt von Kathmandu nach Sothi Khola im Gorkha-Gebiet festgelegt, dann der Aufstieg in das Tsum Valley - the Hidden Valley of Nepal! - um danach in der zweiten Woche dem Trail zum Larke-Pass entlang des 8.100 m hohen Manaslu und seinen riesigen Gletschern zu folgen. In der dritten Woche war der Abstieg von 5.100 m Höhe in das Tal westlich des Manaslu vorgesehen. Sobald eine mit einem Allrad-Jeep befahrbare Straße in Sicht ist, sollte es zurück nach Kathmandu gehen.

Wegenetz. Wie angedeutet gibt es drei Teile der Trekking-Route: der erste Teil betrifft das Tsum Valley. Nach steilem Aufstieg auf schmalen Pfaden öffnete sich das Tal und wir konnten auf breiten Wegen die kleinen tibetisch-geprägten Dörfer sehen. Am Ende des Trails waren wir nur wenige Meter von der Grenze nach Tibet entfernt. Durch dieselben Dörfer gingen wir aus dem Tal hinunter zum Haupt-Trail entlang des Manaslu-Gebirges.

Die Wege führen meist an steilen Abhängen am Fluss entlang, sodass Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt sind. Leider werden die Trails auch von Muli-Gruppen zum Transport aller benötigten Güter begangen, sodass man ständig im Muli-Dreck unterwegs ist. Zudem sind immer steile Abstiege zum Fluss hinunter und danach Aufstiege über Fels und Stein zum nächsten Bergrücken hinauf zu bewältigen, die in der feuchten Luft die Schweisstropfen nur so rinnen lassen. Zur Flussüberquerung gibt es fast überall lange an Stahlseilen befestigte Hängebrücken, die über den laut tosenden Fluss führen und ganz lustig zu überqueren sind.

Die drei wackeren Träger mussten dieselben steilen und steinigen Wege mit bis zu 25 kg Last bewältigen - sie haben den härtesten Job gehabt. Unsere beiden Guides fanden ihrem Job gemäß alle Trails ohne sich jemals zu verirren, vor allem kannten sie die besten Teahouses bzw. Lodges in den Dörfern, die besten Haltepunkte, um Pause zu machen und interessant fotografieren zu können.

Wetter und Landschaften. Ende September sind noch die letzten Monsun-Regengüsse zu erwarten - aber wir hatten Glück: Kurz nach Ankunft in der Herberge fing es oft an zu regnen und vormittags schien fast immer die Sonne. In 5.000 m Höhe vor dem Larke-Pass hatte es in der Nacht geschneit, sodass wir durch 10 cm hohen Neuschnee aufsteigen mussten. 

Die Landschaften änderten sich ständig: Von den zunächst einsamen Wegen durch den Wald kamen wir nach Osten in das weite, mit bunten Feldern bewirtschaf-tete Tsum Valley, wo wir das Pflügen der Felder mit jeweils zwei Ochsen und dem Astgabel-Pflug beobachten konnten. Auf dem Weg nach Norden an der Ostseite des Manaslu entlang staunten wir über die gewaltigen Schneefelder der 7.000er und 8.000er Berge mit ihren weißen Spitzen, zu denen die Experten aufsteigen mögen. Der höchste Punkt, der Larke-Pass, lag weiß zugedeckt mit Neuschnee in strahlender Sonne, sodass jede der vielen Trekking-Trupps dort lange verweilte und fotografierte. Aus den baumlosen Höhen ging es den von Gletschern hinterlassenen Moränen entlang hinab. Unterhalb der 4.000 m-Baumgrenze wurden wieder die verschiedenen Vegetationszonen sichtbar.

Übernachtungen. Wir wurden durchweg in 2-Bett-Zimmern untergebracht und konnten entweder im DAV-Schlafsack mit in der Herberge vorhandenem Plumeau schlafen oder den mitgebrachten Daunenschlafsack ausbreiten. Manches Mal war es im Schlafraum nur deshalb kalt, weil die verwendeten Bretter zum Bau des Hauses breite Lücken aufwiesen und den kalten Wind durchließen. Probleme bereitete nach Ankunft in den Herbergen die durchschwitzte Kleidung. Man hat fast überall die Haken in den Wänden vergessen - und draußen auf der Leine wurden die Hemden nicht trocken. Toiletten waren überall in Form der Hockelemente und Wasserkübel zum Spülen vorhanden - aber nicht das Toilettenpapier! Fließendes kaltes Wasser gab es reichlich durch die Gletscherbäche - warmes Wasser zum Duschen nur ganz selten und dann gegen Bezahlung.

Verpflegung. Schon am Abend wurde das Frühstück für den nächsten Morgen bestellt: Meist war es Tibetian Bread mit Honig, Apple-Pancake oder mit Ei und Käse gebackenes Brot, dazu wurde Kaffee oder Schwarztee gereicht. Während des Tages gab es die verschiedensten Teesorten: Lemon, Ginger oder mit Milch versetzten Masala-Tee. Mittags kehrten wir zum Lunch in eine der vielen Dorfkneipen ein und freuten uns über eine gebratene Spaghetti-Gemüse-Ei- oder eine Kartoffel-Gemüse-Ei-Mischung. Abends war oft Daal Bhat angesagt, das Nationalessen aller Nepalesen schlechthin: Zu purem gekochtem Reis wird eine scharf gewürzte Linsensuppe gereicht und mit dem Reis gemischt, dazu werden Schälchen mit Gemüse und Kartoffeln, manchmal sogar auch knochige Hühnchen-Teile offeriert. Es gab auch Bier, etwa Gorkha-Bier in 660-ml-Flaschen.

Für Bier, Cola, Mineralwasser oder Extra-Tees sollte man etwa 15 Euro pro Tag an Taschengeld einplanen. Wir nahmen allerdings auch das Gletscherwasser in den Dörfern und machten es mit einer Micropur-Pille pro Liter keimfrei. Unsere Erfahrungen dazu sind ok: alle haben das so aufbereitete Wasser vertragen.

Kultur. „Wenn die bunten Fahnen wehen.....“ - dann ist man in Nepal! Überall in den Dörfern oder auf den Pässen und Gipfeln der Berge sind die langen Gebetsfahnen zu sehen, immer quadratisch und farbig mit Gebeten bedruckt. Sie sollen die gewünschte Verbindung zum Himmel herstellen und haben die folgende Bedeutung: rote Farbe steht für das Feuer, blaue für den Himmel, grüne für das Wasser, gelbe für die Erde, weiße für die Luft - fast den klassischen Elementen der alten Griechen entsprechend. 

Des Weiteren findet man überall die bunten Stupas der Buddhisten und die reichlich verzierten Tempel der Hindus. Beide Religionsgruppen leben friedlich miteinander, im Tsum Valley konnten wir sogar laut und eintönig betende tibetanische Mönche in schön farbig ausgestatteten Monasterien beobachten. Die Menschen sind im Übrigen immer sehr freundlich und haben bei Begegnungen gern ein „Namaste“ zum Gruss auf den Lippen: „Hallo - Guten Tag!“. 

Eine Besonderheit zum Tsum Valley: Eine große Tafel am Eingang weist darauf hin, dass kein Tier geschlachtet oder gejagt werden darf. Dementsprechend konnte man auch nur wenige Tiere in den Dörfern sehen, wurde in den Herbergen auch kein Hühnchen- oder Ochsenfleisch angeboten - das Rind ist zudem den Buddhisten seit allen Zeiten heilig! 

Den liebenswerten Nepalesen ist zu wünschen, dass sie weiterhin in Frieden leben können. Während unserer Zeit ist der chinesische Präsident Xi in Kathmandu zu Besuch gewesen und hat Nepal sicherlich unabweisbare Offerten zum Ausbau von bis zu 6.000 m hohen Passtraßen von Tibet - also China - hinüber nach Nepal gemacht. Wie durch die geplante Seidenstraße in Europa und Asien wird der Handel beider Länder immer zunehmen, und in gleicherweise der Einfluss Chinas auf Nepal.

Hans-Dieter Barke