Engagiert und fachkundig erläuterte Udo Wellerdiek die Historie der Rieselfelder: Nutzung der Heideflächen durch Schafe im 19. Jahrhundert, dann Einrichtung der Rieselfelder 1901 zur Versickerung der Abwässer aus Münster und schließlich Entscheidung zum Bau einer Großkläranlage in 1975 unter Beibehaltung der Rieselfelder durch Nutzung der geklärten Abwässer. Es handelt sich also um eine „künstliche“, von Menschenhand geschaffene Landschaft, die heute aber größte ökologische Bedeutung hat. Das Management der Wasserstände und die Pflege der Rieselfelder und deren Infrastruktur liegt heute bei der dortigen Biologischen Station.
Es handelt sich um ein europaweit extrem wichtiges und geschütztes Feuchtgebiet für viele Vögel, sowohl als ständiger Lebensraum wie auch als Zwischenstation für Zugvögel im Herbst und Frühjahr, worunter zahlreiche bedrohte Vogelarten sind. Besonderen Wert haben hierbei die Flachwasserzonen mit einigen Schlamminseln. Es wurden bereits über 130 verschiedene Arten gezählt. Einige dieser Arten konnten wir auf unserer kleinen Wanderung von einem Turm und von kleinen Hütten aus beobachten: verschiedene Enten (Pfeifente, Krickente, Löffelente, Stockente und die Schnatterente), eine Reihe von Gänsen (Blessgans, Graugans, Rostgans, Streifengans und Kanadagans) und einige weitere Wasser- und Watvögel (Bekassine, Waldwasserläufer, Kiebitz, Grünschenkel, Kormoran, Silbermöwe, Zwergtaucher).
Auch über die Mauser von Wasservögeln wurde eine kurze „Lerneinheit“ eingeschoben. Unter Mauser versteht man eine Periode, an der z. B. Enten ihr Federkleid erneuern und sie dann ein paar Tage sogar flugunfähig werden. In dieser Zeit suchen sie Bereiche im Flachwasser auf, wo sie optimalen Schutz finden. Immer wieder erstaunlich war, wie unser Guide häufig Rufe von Vögeln vernahm, auf die er uns dann aufmerksam machte. Fazit: Wer die Stimmen der Vögel kennt, ist bei der Beobachtung klar im Vorteil.