Der Berliner Höhenweg –“Schweiß ist Schwäche, die den Körper verlässt“


2013 – Bergsteigen

Der Berliner Höhenweg –“Schweiß ist Schwäche, die den Körper verlässt“

Man nehme 2 Rookies plus 4 Erfahrene und bilde daraus eine Gruppe von 6 bis in die Haarspitzen motivierte Bergsteiger. Diese Gruppe wiederum setze man 7 Tage lang in den Zillertaler Alpen aus. Hinzu gebe man eine Prise bester Wetterbedingungen und ausreichend Schnee auf den Wegen. Nun lässt man sie noch 6610 Höhenmeter auf- und 8010 Höhenmeter wieder absteigen und das Ergebnis ist eine abwechslungsreiche Hüttentour, die alles abfordert: Kondition und Ausdauer, Trittsicherheit trotz Sicherungsseil und Schwindelfreiheit.

1. Tag

Mit dem Taxibus geht es von Mayrhofen zum Startpunkt – die Grüne Wand (1500 m). Nach einem strammen 2,5 stündigen Aufstieg erreichen wir – auf den letzten Metern begleitet durch einige wenige Regentropen - die Kasseler Hütte (2180 m). Auf der Hütte angekommen sind sich alle einig: der Startpunkt war eher ein Startblock, denn es ging von Null auf 100. Umso besser schmeckt das Bier zum Bergsteigeressen und der Blick aus dem Hüttenfenster macht Lust auf den nächsten Tag.

2. Tag

Diese Tagesetappe steht ganz im Zeichen der Lapenscharte (2701 m) und hat das Ziel „sich einzulaufen und sich an die Schulterlast“ zu gewöhnen. Auf dem Weg zur Scharte bleiben wir stetig auf 2100 bzw. 2200 m. Wir über- und durchqueren Schneefelder, Bäche und Geröll, die den Weg sehr abwechslungsreich erscheinen lassen. Nach der Überquerung der Scharte kann die Greizer Hütte (2230 m) schon lange vor dem Erreichen gesehen werden, doch scheint sie zunächst gar nicht näher zu kommen.

3. Tag

Heute folgen wir nicht direkt dem Berliner Höhenweg zum nächsten Quartier, der Berliner Hütte, sondern planen das anvisierte Tagesziel über den Schwarzenstein (3370 m) zu erreichen. Am ganz frühen Morgen geht es los. Erstmalig werden die Steigeisen angelegt und wir Sechs bewegen uns in der Seilschaft miteinander stetig fort. Es erfolgt zuerst ein langer Anstieg zum Floitenkees und dann geht es über weitläufige Schneefelder zum Gipfel. Von dort werfen wir einen Blick nach Südtirol. An diesem Wandertag begegnen wir keiner Menschenseele und genießen die stille weiße Natur.
Über den Schwarzensteinsattel (3150 m) und tiefen Schnee nehmen wir den langen Abstieg zur Berliner Hütte. Die 18 km und vielen Höhenmeter spüren wir abends in den Knochen – das Motto der Tour ist gefunden: „Schweiß ist Schwäche die den Körper verlässt“.

4. Tag

Indem wir dem Höhenweg folgen, treten wir die Etappe in Richtung Furtschagl Haus (2285 m) an. Während wir am Vortag allein mit der Natur sind, sorgen beim Anstieg zum Schönbichler Horn (3133 m) viele Wandergruppen – kleine und große - für regen Gegenverkehr. Durch überraschend viel Schnee geht es auf der einen Seite hinauf und auf der anderen Seite über Geröll und große Schotterfelder den saftig grünen Grashängen entgegen. Bei bestem Wetter genießen wir hier immer mal wieder den prächtigen Ausblick auf die imposante Bergsilhouette mit dem Großen Möseler – unser Ziel für den kommenden Tag - und dem Hochfeiler.

5. Tag:

Früh morgens schnüren wir die Bergstiefel und packen die kleinen Tagesrucksäcke. Unser Ziel, der Große Möseler (3480 m), liegt schneebedeckt und respekteinflößend vor uns. Vom Furtschagl Haus ist die Route schon zu sehen. Eine Tour, die uns alles abverlangt. Die Schlüsselstelle der Tour ist eine 40 Grad steile mit Schnee bedeckte Schuttrinne, die wir rund 70 bis 80 Höhenmeter hinaufsteigen. Wir kraxeln über Blockgestein und folgen dem Firngrat mäßig steil nach oben. Dann endlich stehen wir am Gipfelkreuz des Großen Möselers und genießen den tollen Ausblicken durch vereinzelte Wolkenfenster in die Weite.

6. Tag

Ein „Ruhetag“ steht an. Wir verlassen die 2000 m-Marke und wandern durch bunt blühende Hänge zum Stausee Schlegeisspeicher (1800 m). Es ist schön auf dieser Höhe wieder auf ein paar Milchkühe zu treffen – gehören sie nicht zum Alpenpanorama dazu? Der Stausee wird auf einem unspektakulären Forstweg spielend umrundet. Nach Tagen des konzentrierten Hintereinanderherlaufens bietet der breite Weg die Möglichkeit, des Parallellaufens mit Gesprächen, bevor wir uns den knackigen Anstieg zur Olperer Hütte (2400 m) vornehmen.

7. Tag

Von der Olperer Hütte starten wir früh morgens bei perfektem Wetter mit einem leichten Rucksack eine weitere Tagestour zum Olperer (3476 m). Auch hier erwarten uns nach dem Start anfänglich Block- und Firnfelder, die später in steile Eis- und Schneefelder übergehen. Passagen mit Sicherungsseilen sind am Ende auch dabei. Die letzten Meter zum Gipfel fordern uns, die Rookies und die Erfahrenen. Beeindrückenden Ausblicke entschädigen aber für die Anstrengungen und Momente des Zitterns. Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute zurück zur Olperer Hütte. Während 4 von uns weiter zum Friesenberghaus (2498 m) wandern, nehmen 2 den Abstieg und den Bus nach Mayrhofen.


Maja und Till Schroeder


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