Winterbergsteigen in den Dolomiten


2017 – Klettern

Winterbergsteigen in den Dolomiten

Unter dem Motto „Berge und Steige“ fuhren am 9.9.2017 6 Mitglieder der Sektion nach Sexten in den östlichen Dolomiten. Alle bedeutenden Klettersteige standen auf dem Programm und dazu sollte es noch einen „Überraschungsberg“ geben.

 

Im gastlichen Rifugio Lunelli unter der Sextener Rotwand verbrachten wir unseren ersten Hüttenabend und waren aufgrund der Witterung schon gleich beim Umplanen. Für den Sonntag war Dauerregen mit sinkender Schneefallgrenze vorausgesagt und daher war schon die erste Etappe über die 2700m hohe Sentinellascharte und den Alpinisteig obsolet. Es kam dann auch wie vorausgesagt und wir starteten in Bad Moos mit Wanderung durchs Tal zur Zsygmondihütte. Nach Aufwärmen und trockenlegen auf der Hütte absolvierten wir am Nachmittag noch den interessantesten Teil vom Alpinisteig und machten das obligatorische Foto aus dem „Inneren Loch“. Der Fotograf stand dabei im Wasserfall.

 

Die Übernachtung war im Rif. Carducci geplant, welches wir dann am Abend ohne Schneeberührung erreichten. Von den angemeldeten 76 Gästen waren wir die Einzigen, die kamen. Beim Anblick des beengten Schlafraums möchte man nicht wissen, wie es da zugeht, wenn die Hütte voll ist. Es gab Glühwein als Begrüßungsgetränk und leckeres Essen von der herzlichen Hüttencrew. Unsere Sachen konnten wir im Gastraum am Ofen trocknen.

 

Am nächsten Tag stand die „Nuova Ferrata“ mit Übergang zur Büllejochhütte auf dem Programm. Das Wetter am Morgen war – vorsichtig ausgedrückt – ungemütlich. Im Laufe des Morgens besserte sich das allerdings und es kam sogar noch die Sonne heraus. Der Steig selbst ist derzeit, wie uns auf der Hütte eindringlich gesagt wurde, aufgrund von Schäden durch Steinschlag, geschlossen. Die beschädigten Passagen waren nur mit herkömmlichen Bergseilen „geflickt“. Insgesamt ging es aber gut zu machen, wenngleich die zweite Hälfte des Steiges doch einiges an Schutt und losem Geröll zu bieten hat. Zum Abschluß begingen wir noch den eindrucksvollen „Kriegssteig“ oberhalb der Büllejochhütte.

 

Die gemütliche Büllejochhütte mit nur 15 Übernachtungsplätzen bot uns eine tolle Unterkunft mit „Gourmetessen“.

 

Der nächste Tag war wettertechnisch wieder schlecht vorhergesagt. Aus den geplanten Klettersteigen wurde aufgrund des Schneefalls bereits am Morgen eine Hüttenrunde zur Drei-Zinnen-Hütte und über die Lavaredohütte zurück zur Büllejoch- bzw. Zsygmondihütte. Bereits an der Drei-Zinnen-Hütte war aus dem Schneefall ein Schneesturm geworden. Nach Aufwärmen ging es im Schneesturm weiter über den Paternsattel zur Lavaredohütte. Am Paternsattel konnte man im Sturm kaum mehr den breiten Wanderweg erkennen und alle waren froh, kurze Zeit später in der warmen Lavaredohütte bei einer heißen Suppe zu sitzen. Da der Schneefall nicht aufhörte, mußten wir bei dem Sturm die warme Hütte wieder verlassen. Von der Büllejochhütte kamen uns noch zwei Wanderer entgegen, die immerhin überwiegend eine deutliche Spur im mittlerweile 15cm tiefen Schnee hinterlassen hatten. So kamen wir dann zwei Stunden später nach längerem Spuren im teils knietiefen Schnee, mal über den noch sichtbaren Weg, mal mangels erkennbaren Weges in direkter Linie, am Büllejoch an. Nach kurzem Abstieg – sogar mal mit Sonne - zur gemütlichen Zsygmondihütte nahm ein erlebnisreicher Tag sein Ende.

 

Für den nächsten Tag war schönes Wetter vorhergesagt. Da wir aufgrund der Schneelage die geplanten Klettersteige (Übergang zur Bertihütte) nicht machen konnten, hatten wir den Gipfel der ca. 3000m hohen Hochbrunnerschneide als Ziel auserkoren. Schon an der Hütte hatten wir ca. 20cm Schnee. Im Anstieg wurde die Schneelage immer höher und es wurde eine regelrechte Wintertour. Die letzten 30 Höhenmeter zum Gipfel blieben uns dann wegen Vereisung der Felsen verwehrt. Wir genossen noch den Ausblick auf die Gipfel der Hohen Tauern mit Großglockner und Großvenediger und wühlten uns dann durch den tiefen Schnee zurück zur Hütte.

 

Für Freitag stand dann noch der Überraschungsberg auf dem Programm. Aus Hinweise (z.B.: Die Tour wurde am 1.8.2017 von unserem Bundespräsidenten gemacht) während der Woche konnte das Ziel dann schon erraten werden. Es war die Marmolada mit Aufstieg über den Westgrat-Steig (Schwierigkeit C) und Abstieg über den Normalweg zum Rif. Fiacconi. Der Wetterbericht ließ hoffen, aber als wir dann am Fedaia-See ankamen um mit dem Korblift zur Hütte zu fahren, war dieser aufgrund des starken Windes außer Betrieb. Es drohte auch bereits wieder Regen. Wir hatten keine Wahl als zu Fuß noch die 500 Höhenmeter in Angriff zu nehmen, was auch trocken zu Ende gebracht werden konnte.

 

Abends und nachts zog dann noch eine Front mit Sturm und Starkregen durch, sodass noch Zweifel an der Durchführbarkeit der Unternehmung bestanden.

 

Um 6:00 Uhr beim Frühstück hatten sich die Wolken jedoch verzogen und bereits kurz nach dem Start konnten wir einen tollen Sonnenaufgang über den umliegenden Bergen erleben. Bis zum Beginn des Klettersteiges verlief der Aufstieg zügig und problemlos. Danach wurde es jedoch wieder winterlich. Durch den Regen der Nacht und die Abkühlung am Morgen waren große Teile der Steiganlage incl. der Felsen dick mit Wassereis überzogen. Der Pickel mußte raus, um das Eis zu entfernen. Danach eierten wir über die vereisten Felsen Richtung Marmoladascharte.

 

Den restlichen Aufstieg über den winterlich verschneiten Westgrat konnten wir trotz starkem Wind bei etwas Sonne genießen. Im Gipfelbereich war es dann mit Sonne schon wieder vorbei und der wieder stärker werdende Wind trieb dichte Wolken und Schnee um den Gipfel. Dafür hielt sich hier sonst herrschende Trubel in engen Grenzen. Auch die Hütte am Gipfel hatte geschlossen. Nach schnellem Gipfelfoto ging es dann über Firn und wieder etwa 100 Hm verschneiten Klettersteig hinab auf den Gletscher und in einer guten Spur zurück zur Hütte, die wir noch trocken erreichten.

 

Nach Stärkung in der Hütte konnten wir jetzt den sehenswerten Korblift hinab zum See benutzen, um in St. Christina im Grödnertal unseren Abschlußabend zu verbringen.

 

Insgesamt war es eine aufgrund des überwiegend schlechten Wetters ungewöhnliche, aber auch erlebnisreiche Bergwoche. Schwerpunkt waren weniger die Klettersteige als hochalpines, teils winterliches Bergsteigen. Es bleibt die Erkenntnis, dass auch bei schlechtem Wetter gerade in den Dolomiten doch noch einiges an Bergerlebnis geht.

 

 

 

Norbert Siegel und Mannschaft

 


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