Westfalenhaus Historie | © DAV Münster

Die Geschichte des Westfalenhauses

Wie alles begann

Auf Einladung von Intendanturrat Dr. Siemon trafen sich am 5. Dezember 1903 in Münster im Weinhaus Schmedding 24 Damen und Herren mit dem Ziel, die Sektion Münster des DAV zu gründen; 36 Personen erklärten schriftlich ihren Beitritt, und am Gründungstag belief sich die Zahl der Mitglieder auf 60. Schon in der Gründerversammlung tauchte der Gedanke auf, eine eigene Hütte zu bauen, allerdings sprach man hier noch von einer Mittelgebirgshütte im Teutoburger Wald, die besonders der bergsteigerischen Jugend zur Verfügung gestellt werden sollte. Aber schon am 3. November 1904 berichtete der Vorsitzende Dr. Siemon in einer außerordentlichen Versammlung über seine Reise in die Dolomiten zur Standortsuche einer Hütte. Die Verpachtung eines Grundstückes im Talschluss von Innichen wurde dort aber abgelehnt. Auf der Suche nach einem neuen Baugelände kam das Sellraintal ins Gespräch und schon am 30. Mai 1906 wurde mit dem Grundbesitzer, dem Stift Wilten ins Innsbruck, ein Vertrag über die Nutzung des Geländes abgeschlossen. Die Kosten für den Hüttenbau sollten 15.000 Mark nicht überschreiten, sechs Betten zur Übernachtung waren geplant sowie ein großzügiges Gastzimmer. Das war der Beginn unseres Westfalenhauses. Der DAV und der ÖAV unterstützte den Hüttenbau mit 4.000 Mark und am 13. September 1908 wurde das Westfalenhaus der Sektion Münster-Westfalen feierlich eingeweiht.

Während des ersten und zweiten Weltkrieges

Den ersten Weltkrieg überlebte die Hütte unbeschadet aber geschlossen, da der Pächter in den Krieg zog. Im 2. Weltkrieg gab es nur wenig Kontakt zwischen dem Hüttenwart in Münster und der Hüttenwirtin im Sellrain, die den Betrieb so gut es eben ging aufrecht hielt. Hüttenbesuche waren nur mit einem Sonderausweis des Reichsministers Dr. Seyßinquart (Vereinsführer des DAV) möglich. Dennoch war der Staat daran interessiert die Hütten weiter zu bewirtschaften und zwar im Sinne einer vormilitärischen Erziehung der Jugend. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges fiel das Westfalenhaus auf Anweisung der Sieger treuhänderisch an die Sektion „Edelweiß“ in Wien. Erst im August 1951 wurde es dem Vorstand erlaubt das Westfalenhaus zu besichtigen; auch die Verpflichtung eines neuen Pächters unterlag noch dem ÖAV als Verwalter des DAV Vermögens. Erst 1956 wurden dann viele Hütten endgültig an ihre ehemaligen Eigentümersektionen in Deutschland zurückgegeben, so auch das Westfalenhaus.  

Vom 50- bis 75-jährigen Bestehen

Am 31. August 1957 wurde das 50-jährige Bestehen des Westfalenhauses gefeiert, um ein Jahr zu früh. Prof. Hermann Volk, später Kardinal von Mainz, las die Bergmesse. Ein neuer Winterraum wurde für 30.000 Schilling gebaut; 1961 neue sanitäre Anlagen mit einem Zuschuss von 2.000 DM vom Landschaftsverband Westfalen Lippe. 1964 wurde die Materialseilbahn in Betrieb genommen, finanziert zu einem kleinen Teil durch Beitragseinnahmen und Spenden, zum größten Teil natürlich durch Zuschüsse vom Hauptverein -wie es ja auch früher und heute anders nicht möglich ist. Die notwendige Erweiterung des Hauses in den Jahren vor 1970 mit Kosten von 250.000 DM zeigte schon damals, welche Summen so eine Hütte benötigt. Als Hilfsaktion zur Finanzierung der Hütte wurde der „Zehnerklub“ gegründet: ein Jahr lang 10 DM zusätzlich zum Vereinsbeitrag. Man sieht schon in den frühen Unterlagen immer wieder, wie das Haus den Vereinsmitgliedern am Herzen lag und wie viel in eigener Regie erarbeitet wurde.  

Fast auf den Tag genau am 10. September 1983 fand dann die 75-Jahrfeier des Westfalenhauses statt. Eine feierliche Bergmesse rundete dieses Jubiläum ab. Auch das achtzigjährige Bestehen des Westfalenhauses wurde gebührend gefeiert, diesmal mit der Einweihung eines Gipfelkreuzes auf der Schöntalspitze.

Installation einer Photovoltaikanlage und 90-Jahr-Feier

Ein ewiges Thema für das Westfalenhaus mit Sommer- und Winterbetrieb: die Energieversorgung. So beauftragte der Vorstand das Fraunhofer Institut für solare Energie hier eine Lösung zu finden. Im Sommer 1994 wurde mit finanzieller Unterstützung durch den Hauptverein eine Photovoltaikanlage (1,4 KWH) installiert. In den folgenden Jahren begann sich unser Hüttenwirt entgegen den damaligen Prognosen mit der Energieversorgung durch Wasserturbinen zu beschäftigen. Heute ist die Versorgung des Hauses mit elektrischer Energie durch die gemeinsame Nutzung von Turbine, Fotovoltaik und Blockheizkraftwerk (mit Rapsöl betrieben) gesichert, wobei ein Schiffsdiesel nur in Ausnahmefällen als Notstromaggregat angeschaltet werden muss. Das auch 90 Jahre Westfalenhaus ein Grund zum Feiern sind ist wohl klar, und so wurde das alterwürdige Haus 1998 in eine große Licht-Bild-Tonschau gehüllt, mit Musik nicht nur von den Zillertalern sondern auch von Pink Floyd. Auf der Münsterhöhe wurde das gestiftete Kreuz eingeweiht. Gleichzeitig sicherte eine mit dem Stift Wilten getroffene Vereinbarung den Bestand des Westfalenhauses bis in ferne Zeiten.  

100 Jahre Sektion Münster – 100 Jahre Westfalenhaus

Nicht nur in Münster feierten wir das große Jubiläum. Anlässlich einer Sternwanderung zum Westfalenhaus wurde eine von der Pächterfamilie de Biasio ganz in eigener Regie errichtete wunderschöne Kapelle feierlich eingeweiht. Ein Grund mehr, das Westfalenhaus zu besuchen. Doch es geht weiter. Das altehrwürdige Haus entsprach nicht mehr den heutigen behördlichen Bestimmungen. Treppenhaus, Sanitärbereich, Küche usw. - 100 Jahre hat es funktioniert. Nach so langer Zeit musste eine Verjüngungskur ja nicht das Schlechteste sein, zumal es sowohl vom Hauptverein als auch vom österreichischen Staat die notwendige finanzielle Unterstützung gab. Und so wurde am Freitag, dem 17. August 2007, nach zwei Jahren Vorbereitung mit der Generalsanierung des Hauses begonnen.

Am 4. Oktober 2008 fand die 100-Jahr Feier des Hauses statt. Diese drei Tage wird keiner der Münsteraner oder Paderborner (unsere Partnersektion beteiligte sich mit einer äußerst großzügigen Spende an den Umbaukosten) vergessen, allein schon wegen des 40 cm Neuschnees in knapp zwei Tagen. Nach der Bergmesse im Schnee weihte der Erzbischof von Paderborn das Haus, wobei die Küche mit einem extra Segen bedacht wurde. Auch im Jahre 2009 blieb das Westfalenhaus trotz der äußerst umfangreichen Bauarbeiten dank des vorbildlichen Einsatzes unseres Wirtes für die Öffentlichkeit geöffnet. Am 10. September feiern wir mit einem festlichen Wochenende bei herrlichstem Wetter den Abschluss der Bauarbeiten. Das „alte“ Westfalenhaus ist verschwunden, an seine Stelle ist das „neue“ Westfalenhaus in einem zeitgemäßen Kleid getreten, gut gerüstet für die nächsten 100 Jahre.